Lange galt, die Globalisierung geht immer auf Kosten der Nachhaltigkeit. Globalisierung und Nachhaltigkeit müssen aber kein Widerspruch per se sein. Es ist sicher nicht von der Hand zu weisen, dass die Globalisierung Kosten in Sachen Nachhaltigkeit mit sich bringt. Aber auch diese Medaille hat zwei Seiten. Der Austausch von energieeffizienter Technologie oder die Implementierung von Umweltstandards wären ohne Globalisierung überhaupt nicht möglich gewesen. Investitionen im Ausland, durch beispielsweise deutsche Unternehmen, können also in gewisser Weise einen Beitrag zu erhöhter Nachhaltigkeit vor Ort leisten.
Deutschland als Gewinner der Globalisierung
Als Nation, in der fast jeder zweite Euro dem Auslandsgeschäft zuzuschreiben ist, gehört Deutschland zu den großen Gewinnern der Globalisierung. Ebenso hängt ein Großteil der Arbeitsplätze vom Exportgeschäft der Unternehmen ab. Die wirtschaftliche Verflechtung und die Internationalisierung der Wertschöpfungsprozesse gehören zu den treibenden Motoren der deutschen Wirtschaft.
Die Zahl der Investitionen im Ausland durch deutsche Investoren bestätigt die Ausrichtung der deutschen Wirtschaft auf den Export. Die jährlich steigenden Auslandsinvestitionen lassen darüber hinaus einen Zukunftstrend erahnen. Anders ausgedrückt, die deutsche Wirtschaft muss weiterhin im Ausland investieren und damit die Globalisierung vorantreiben, um ihre Wettbewerbsfähigkeit und Stabilität aufrecht zu erhalten. Mittlerweile ist diese Botschaft auch im eher zurückhaltenden deutschen Mittelstand angekommen. Immer mehr Mittelständler greifen auf Finanzdienstleister für Investitionen im Ausland zur Erschließung neuer Märkte zurück.
Investitionen im Ausland fördern Nachhaltigkeit vor Ort
Investitionen im Ausland durch deutsche Unternehmen können die Nachhaltigkeit vor Ort positiv beeinflussen. Expandiert beispielsweise ein Maschinenbauunternehmen aus Deutschland ins Ausland, um sich die dortigen Absatzmärkte zu erschließen, haben die dortigen Unternehmen dadurch Zugang zu neuer Produktionstechnologie. Moderne Produktionstechnologie aus Deutschland kann dann die Produktivität erhöhen und verbraucht gleichzeitig weniger Ressourcen und Strom. Der deutsche Unternehmer kann durch Investitionen im Ausland neue Märkte erschließen; der ausländische Unternehmer seine Produktion optimieren und gleichzeitig ist der gesamte Wertschöpfungsprozess nachhaltiger geworden. Einer der Hauptgründe, warum insbesondere Mittelständler zögerlich bei Investitionen im Ausland sind, sind die oft schwer durchdringlichen länderspezifischen Risiken. Informationen rund um steuerliche und rechtliche Themen, bieten beispielsweise die German Desk Wochen oder ähnliche Veranstaltungen.
Der Energieverbrauch pro Produktionseinheit ist seit 1990 stetig gesunken. Experten gehen davon aus, dass ein Großteil dieser Einsparungen auf effizientere Produktionstechnologien zurückzuführen ist. Da es nur in den seltensten Fällen dazu kommt, dass ein Schwellen- oder Entwicklungsland effizientere Produktionstechnologien von sich aus auf den Markt bringt, kann davon ausgegangen werden, dass diese Effizienzsteigerung durch Technologien aus dem Ausland realisiert wurden. In diesem Fall fördern Unternehmen durch Investitionen im Ausland auch die Nachhaltigkeit vor Ort. Globalisierung und Nachhaltigkeit sind also nicht per se ein Widerspruch zueinander.
Investitionen im Ausland führen zu Mindeststandards
Offene Grenzen erhöhen den Austausch untereinander. Die Globalisierung ist nichts anderes als die Vernetzung der globalen Wirtschaft und die Öffnung der Marktgrenzen der einzelnen Nationen und Regionen. Umwelt- und Sozialstandards können sich auf diese Weise international verbreiten. Die Wirkung der Einführung von Mindeststandards sollte dabei nicht unterschätzt werden. Laut BMZ ist die Einführung verbindlicher Umweltstandards ein kritischer Faktor zur langfristigen Verbesserung der Nachhaltigkeit in den betroffenen Regionen.
Immer mehr Unternehmen setzen Wert darauf, dass beispielsweise Arbeitsschutz und entsprechende Standards in weniger entwickelten Ländern implementiert werden. Nicht zuletzt, weil der moderne Konsument ebenfalls gewisse Nachhaltigkeitsansprüche an die Unternehmen stellt. Unternehmen, wie beispielsweise Primark, hatten in den vergangenen Jahren, aufgrund mangelhafter Mindeststandards in den asiatischen Produktionsstätten, mit hohen Einbußen zu kämpfen. Investieren im Ausland kann also einerseits dazu führen, dass Nachhaltigkeitstandards vor Ort eingeführt werden und andererseits die Ansprüche der eigenen Konsumenten befriedigt werden. Im Optimalfall eine Win-Win-Situation.